Katja Newman
Wie sich ein Vierteljahrhundert im eigenen Hotel anfühlt
Auf die Frage, wie es Katja Newman geht, antwortet sie spontan: „Ich fühle ich mich sehr gut! Bis auf letztens, da war ein Punkt erreicht, wo ich dachte: Das ist nicht wahr, was mache ich hier? Ich habe schon einige Umbauten durchgezogen, aber drei parallel laufende Großbaustellen mit vielen Komplikationen – zwei im Hotel und eine privat –, das toppte alles! Gut, man schläft darüber und dann geht es weiter.“
Wie es ist, ein exklusives Hotel mit rund 90 Mitarbeitern allein zu führen
Katja Newman stellt fest: „In meiner Firma hängen die Geschäftsführung sowie das Administrative ausschließlich an mir. Das bedeutete schon einen enormen Aufwand in den letzten Jahren, vor allem durch die Sanierungen. Das Hotel wurde in Etappen zu 90 Prozent renoviert! Und wir haben ganz andere Zeiten als noch vor 30, 40 Jahren. Früher gab es nicht so viele Luxushotels, da hatten wir in der Region die Flaggschiff-Position. Mittlerweile glänzt der Schwarzwald mit einigen 5-Sterne-Hotels – und die Konkurrenz schläft nicht. Also muss stets alles tipptopp sein, du musst am Ball bleiben, du musst liefern. Der Druck ist ein ganz anderer als früher. Und die Ansprüche der Gäste sind gewachsen!“
Wie sich die Bedürfnisse der Gäste verändert haben
Durch die Umstellung des Konzepts von einem – so die Hotelière – angestaubten Grandhotel zu einem stylisch-eleganten Boutique-Resort-Hotel hat sich die Gästestruktur sehr verändert: „Früher lag der Altersdurchschnitt etwa bei 70 Jahren, heute bei Anfang 50. Ältere Gäste sind überwiegend leichter zu händeln. Die meisten von ihnen lassen sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Sie sehen auch mal weg, sind schneller zufrieden und dankbarer. Bei der jungen Generation soll alles flott gehen, sogar im Urlaub, wenn man entschleunigen sollte. Uns fällt auf, dass sich Gäste nicht mehr lange etwas erklären lassen möchten im Restaurant und an der Rezeption. ‚Erstmal ankommen lassen‘, sag ich. In der Regel sind gerade die Gestressten schon nach drei Stunden im Entspannungsmodus.“
Positive Erlebnisse – das Ergebnis großer Anstrengungen
Katja Newman überlegt: „Das waren alles Erfolgserlebnisse durch Projekte, die ich mir überlegt hatte, um das Hotel langfristig zu stabilisieren. Am besten fühle ich mich, wenn alles stimmig ist. Ich laufe durch das Haus, begutachte jeden Raum, sehe, die Rädchen greifen ineinander – und bin glücklich!“
Mit Resilienz und guten Ideen zum Erfolg
Um Vorhaben durchzuziehen, braucht es mentale Stärke und den Glauben an die eigenen Ideen. Über beides verfügt Katja Newman in einem hohen Maß, daher kann sie anstrengende Phasen gut überstehen: „Bei Umstrukturierungen laufen nie alle von Anfang an mit. Ich muss sehen, dass die Mehrheit im Boot sitzt, manchmal waren es jedoch nicht einmal 80 Prozent der Belegschaft.“ Ihre Leistungsfähigkeit und ihr konstanter Frohsinn sind bemerkenswert. Sie lacht und sagt: „Ich spüre einfach die innere Sicherheit, dass es immer gut ausgeht.“
Investitionen in Millionenhöhe, die Gäste manchmal nicht sehen können
Katja Newman ist realistisch und weiß genau, sie wird nie durch sein: „Ständig muss etwas repariert oder erneuert werden! Gerade habe ich 1,6 Millionen Euro für den Ausbau von Personalwohnungen ausgegeben, denn es gibt wenig bezahlbaren Wohnraum in der Region.“
Der Finanzbereich – eine anhaltend schlafraubende Angelegenheit
Wenn es um die Finanzen geht, ist es weder einfacher noch komplizierter geworden, konstatiert Katja Newman. „Es gab bisher keinen Monat, in dem ich mir nicht Gedanken machen musste. Die Leute sagen: ‚Schau dir das Anwesen an, mein Gott, da müssen ja die Millionen fließen.‘ Ganz im Gegenteil: Allein die Lohn- und Energiekosten erschlagen einen. Ein Hotel wie unseres ist nie ein Selbstläufer.“
Starke Familienbande, große Liebe zum Hotel
Katja Newmans Vater kaufte der Familie seiner Frau das Parkhotel Adler ab und setzte die gemeinsame Tochter als geschäftsführende Gesellschafterin ein: „Ich konnte von Anfang an schalten und walten, wie ich wollte. In manchen Hoteliersfamilien wird über eine Blumenvase diskutiert, dafür hätte ich keine gedanklichen Kapazitäten. Das Vertrauen meines Vaters in mich weiß ich sehr zu schätzen. Und es ist großartig, wenn man jemanden beratend und unterstützend hinter sich hat, der sein Geschäft hervorragend versteht. Ich habe irrsinnig viel von ihm gelernt. Mein Vater liebt das Hotel und macht hier regelmäßig mit meiner Mutter Urlaub.“
Wenn das Thema Work-Life-Balance kein Thema ist
Beim Thema Work-Life-Balance reagiert Katja Newman irritiert: „Mir war noch nie ganz klar, was dieser Begriff ausdrücken soll. Wenn es etwas mit Arbeit und Freizeitbeschäftigung zu tun hat – also, ich habe kein richtiges Hobby. Das ist wahrscheinlich nicht sehr gut, aber es ist so. Das Parkhotel Adler nimmt einen großen Teil in meinem Leben ein. Meine Arbeit macht mir sehr viel Spaß, es ist nicht nur ein Job. Dennoch verbringe ich ausreichend Zeit mit meiner Familie und mit Freunden, fahre oft genug in den Urlaub, nach Mallorca oder Paris zum Beispiel. Leidenschaftlich gerne teste ich Restaurants und feiere Mottopartys. Ansonsten mag ich es, mich gedanklich mit neuen Projekten auseinanderzusetzen. In meiner Vorstellung habe ich mindestens schon drei weitere Hotels gekauft und fünf Restaurants saniert.“
Erholt sein, ohne das Tempo zu drosseln
Die Frage, wie sich Katja Newman denn erholt, ist flugs beantwortet: „Meine Ausgleichsphase ist die Zeit, die ich nicht im Hotel verbringe – und die genieße ich. Allerdings bin ich nicht der Typ, der richtig runterschalten muss. So ruhig kann ich nur sein, weil auf mein Team Verlass ist!“
Nach 25 Jahren ein Hotel, wie es Katja Newman gefällt
Würde die Hotelchefin sich wieder dafür entscheiden, das Parkhotel Adler zu übernehmen? „Ja, das würde ich. Und auch alles wieder so umsetzen, wie ich es gemacht habe. Auf einige Erfahrungen hätte ich natürlich lieber verzichtet, man zahlt viel Lehrgeld, wenn man ins kalte Wasser geschmissen wird. Das gehört dazu. Doch ich konnte meine Vorstellungen von Hotellerie verwirklichen. Das Parkhotel Adler ist jetzt so, wie es mir gefällt! Ein Stararchitekt bringt noch keine Seele ins Haus, dafür sorgt erst die Liebe zum Detail und die persönliche Handschrift des Hoteliers. Mich freut es ungemein, wenn Gäste das beim Interieur des Parkhotel Adler wahrnehmen und wertschätzen.“
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